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Ein magischer Moment – Die Premiere

Blackout! Das Bühnenlicht erlischt. Ich höre nur meinen Puls schlagen. Stetig und schnell. Sonst herrscht Stille. Kein Knistern, kein Atmen, nichts ist zu hören. Dann bricht er los. Der erlösende Applaus. Eine Erleichterung macht sich im Inneren breit und löst die Anspannung der letzten Wochen ab. Das applaudierende Publikum wirkt wie Balsam auf die angespannten Nerven. Ein magischer Moment.

Armin Rudziok gibt dem Bühnenbild den letzten Schliff

Armin Rudziok vollendet das Bühnenbild zum Theaterstück "Ruhe im Hotel"

Ein Tag zuvor herrschte im Zuschauerraum noch kreatives Chaos. Mein Mann, Armin Rudziok, stellte in letzter Minute das Bühnenbild und die letzten Requisiten fertig.

Die Farbe auf dem Gemälde war noch nicht ganz trocken, da befestigte mein Mann es professionell an der Bühnenwand.

Es hat eindeutig Vorteile, wenn der eigene Ehemann Künstler und Schauspieler ist.

Die Generalprobe – Martina Rudziok und Marah Palamidas in der Wellness-Szene

„Sorry, ich habe meinen Einsatz verpasst“, entschuldigte sich Tobias Schieferstein noch am Tag der Generalprobe. Wir alle hatten den ein oder anderen kleinen „Texthänger“. Was ein gutes Omen ist. Denn eine alte Theaterweisheit besagt: Läuft die Generalprobe schief, kann die Premiere nur erfolgreich sein.

Kurz vor Veranstaltungsbeginn. Die Spannung wächst.

Endlich, der große Tag! Bereits seit Monaten arbeitete das gesamte Ensemble des ARTelier-Rudziok auf diesen Tag hin.

Die Premiere der neuen Theaterkomödie „Ruhe im Hotel“ aus meiner Feder beginnt in weniger als 4 Stunden. Meine Nervosität wächst von Minute zu Minute. Wird die Komödie beim Publikum ankommen? Hoffentlich haben die Gäste Spaß. Bloß keinen Texthänger haben.

„Natürlich nehme ich das Textbuch mit in den Urlaub“, versicherte mir eine Woche zuvor Tobias Schieferstein, der die Rolle des Schriftstellers „Cabrallie“ spielt. Das ist aus meiner Sicht zwar selbstverständlich, lindert mein Lampenfieber aber nur bedingt. Ich lenke mich lieber mit nützlichen Arbeiten ab.

Die letzten Einkäufe sind erledigt, der Empfangsbereich ist sauber und aufgeräumt. Die Theke ist mit den Getränken ausreichend bestückt und der Zuschauerraum ist Dank meines Mannes auch wieder vorzeigbar. Oh, Mann! Jetzt hätte ich fast vergessen die Kühlung für die Getränke anzuschalten. Erledigt! Noch zwei Stunden bis zum Vorstellungsbeginn. Ich gehe noch einmal meinen Text durch. Kann ja nicht schaden!

Unsere Schauspieler sind bereits eine Stunde vorher da und bereiten sich auf ihren Auftritt vor. „Überprüft bitte noch einmal eure Requisiten“, rufe ich hektisch in die Garderobe. „Ja, alle sind an ihrem Platz“, versichert mir Martin Fiß, der die Rolle des Geschäftsmannes „Bittkowski“ spielt. Marah Palamidas bearbeitet ihr Kostüm letztmalig mit Nadel und Faden. Einer Metamorphose gleich schlüpft jeder in sein Kostüm und verwandelt sich in die Person, die er auf der Bühne verkörpert.

Dann kommen die ersten Theaterbesucher. Ich schaue nach den Namen auf der Reservierungsliste. Ja, sie sind vermerkt. „Ist mir eigentlich nur so warm?“, frage ich mich im Stillen. Am heutigen Abend regle ich den Einlass und empfange die Gäste. Das lenkt mich von meiner Nervosität etwas ab.

Bald ist es geschafft. Ein aufregendes Knistern liegt in der Luft.

Langsam füllt sich der Raum mit den Besuchern. Stimmengewirr wächst zu einem gleichmäßigen Rauschen heran und hat eine fast meditative Wirkung.

Dann ertönt Big Ben, der erste Gong. Er reißt mich aus meinem tranceartigen Zustand heraus und weist mich dezent aber bestimmt auf den baldigen Vorstellungsbeginn hin. Mein Magen verkrampft sich, meine Anspannung wächst. Auch ich ziehe mein Kostüm an und warte auf meinen Auftritt. Endlich, Gelächter!

Der erste Lacher aus dem Publikum löst den Knoten in meinem Magen. Auch die anderen Schauspieler wirken entspannter. Jeder ist an seinem Platz und weiß, was er zutun hat. Die Vorstellung läuft nun fast von allein.

Foto: Armin Rudziok, Martin Fiß, Tobias Schieferstein, Marah Palamidas, Martina Rudziok

Endlich Blackout! Das Bühnenlicht erlischt. Ich höre nur meinen Puls schlagen. Stetig und schnell. Und wenn das Publikum applaudiert, in diesem magischen Moment, weiß ich, dass die Premiere ein voller Erfolg war.


Eine Reportage von Martina Rudziok