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Von der Probe zur Premiere

Wie eine Komödie entsteht – Ein Blick hinter die Kulissen

Im Theater. Ein Gong ertönt. Big Ben schlägt zur vollen Stunde. Ein Hinweis für die Zuschauer ihre Sitzplätze einzunehmen. Gleich beginnt die Komödie. Alle Gäste begeben sich in den Theaterraum, der gerade 25 Stühle hat. Die Stimmung ist elektrisierend. Ein Rascheln von rechts, ein Lachen von links. Einige Zuschauer stellen hektisch ihre Smartphones aus. Bloß nicht durch ein klingelndes Telefon stören. Das Licht geht aus. Stille legt sich über den Raum. Auch der letzte Zuschauer verstummt vor freudiger Erwartung. Die Spannung wächst. Ein magischer Moment! Dann ist es soweit, der Vorhang hebt sich.

Wochen vor der Premiere

Ich stehe im Theaterraum und schaue mich um. Habe ich auch an alles gedacht? Die Skripte sind ausgedruckt, die Bühne ist hergerichtet, die Getränke stehen bereit. Gut, die Probe zur neuen Komödie kann beginnen.

Theaterraum vor der Probe zur Komödie
Theaterraum vor der Probe

Vor der ersten Probe waren allerdings verschiedene Vorarbeiten notwendig. Zunächst wurde das Thema sorgfältig ausgewählt. Worum soll es in der neuen Komödie gehen? Die Sommerferien und die Urlaubszeit standen bevor. Was lag also näher, als über eine Verwechslungskomödie in einem Hotel zu schreiben? Jeder von uns hat schon Erfahrungen mit Hotels sammeln können, in der schönsten Zeit des Jahres, im Urlaub!
Der Titel für die neue Theaterkomödie im ARTelier-Rudziok stand somit fest: „Ruhe im Hotel“.

Während ich die Komödie schrieb, befasste sich mein Mann, Armin Rudziok, mit dem Bau der Kulisse. Im gesamten Theaterraum herrschte kreatives Chaos.

Vor der Probe, Komödie, Bau der Hotelrezeption
Bau der Hotelrezeption

Als erstes wurde die Rezeption gebaut. Da die meisten Szenen in der Hotellobby spielen, musste unbedingt ein Empfangsbereich gestaltet werden. Bei einem Bühnenmaß von 1,75 m x 3,00 m ein schwieriges Unterfangen, aber nicht unmöglich. Hier war Ideenreichtum gefragt.

Wie gut, dass mein Mann Künstler und ein geschickter Handwerker ist.
Den Empfangstresen zimmerte er aus Holz und klebte die Teile mit einem speziellen Holzleim zusammen. Zusätzlich wurden sie verschraubt.

Die Verkleidung besteht aus Styrodur, ein gut zu verarbeitendes Material. Mit einem heißen Draht schnitt er die Steinstruktur heraus und verputzte die Front anschließend. Dann kam der künstlerische Part. Durch mehrere Farbschichten arbeitete er Schritt für Schritt den Stein heraus. Für einen einfachen Transport kamen noch Rollen unter den Empfangstresen. Und schon, nahm die Rezeption Gestalt an.

Das Casting

Die Besetzung der einzelnen Rollen erforderte ein aufwändiges Casting. Passen die Schauspieler zum Charakter der Theaterfigur? Haben sie das Gehör für die richtige Betonung? Wie ist die Aussprache? Diese und weitere Fragen wurden während des Castings überprüft und beantwortet.

Casting, Marah Palamidas u. Armin Rudziok

„Mich hat die Schauspielerei schon immer fasziniert“, erklärte Martin Fiß während des Castings. Erste Theatererfahrungen sammelte er in seiner Kirchengemeinde und auf der Bühne beim Schützenball. Danach erprobte er sich als Laiendarsteller im TV.

Die erste Probe hatte noch nicht begonnen, da musste ich bereits eine Umbesetzung vornehmen. Was für ein Stress! Aber zu guter Letzt stand das Ensemble fest.
Auch Marah Palamidas und Tobias Schieferstein haben es ins Team geschafft. „Es ist echt toll, dass ich hier spielen darf, obwohl ich Anfängerin bin“, freute sich Marah.

Und Tobias möchte seine schauspielerischen Fähigkeiten weiter ausbauen. „Ich habe in einem VHS Kurs angefangen und nun spiele ich auch auf anderen freien Theaterbühnen.“, erzählte Tobias voller Vorfreude auf die neue Theatersaison.

Die ersten Proben zur neuen Komödie

„Komm am besten noch einmal rein!“, rufe ich Martin zu. Die Probe läuft auf Hochtouren. Martin Fiß verkörpert die Rolle von Herrn Bittkowski, einen alternden Gigolo. 

Er nutzt das Hotel „Waldesruhe“ für seine Affären bis seine Ehefrau plötzlich auftaucht.

„Ich nehme dir den Verführer nicht ab“, ergänze ich. „Und wenn ich das nicht tue, dann werden die Zuschauer das erst recht nicht machen.
Versuche enthusiastischer zu spielen und vor allem verführerischer zu sprechen.“

Probe zur neuen Komödie, auf der Theaterbühne
Probe, Martin Fiß und Marah Palamidas

Mein Mann montiert währenddessen die neuen Lautsprecher unter die Decke des Zuschauerraums. Tobias und Marah notieren sich ihre Gänge im Skript. Jeder konzentriert sich auf seine Aufgabe. Mir huscht ein Lächeln über die Lippen und ich genieße die kreative Atmosphäre.

Bis zur Premiere sind noch einige Proben notwendig. Ein Theaterstück zu schreiben, zu inszenieren und selber mitzuspielen kostet viel Zeit und ist harte Arbeit. Neben Disziplin und Kreativität bedarf es einer großen Portion Leidenschaft für „die Bretter, die die Welt bedeuten“.

Aber wenn der Applaus nach einer gelungenen Vorstellung ertönt, die Anspannung langsam abfällt und sich ein wohliges Gefühl einstellt, weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe. Der Applaus der Zuschauer ist immer noch des Schauspielers bester Lohn.

Wie die Hotellobby letztendlich aussehen wird und ob Herr Bittkowksi seine neue Liebschaft mit verführerischen Worten um den Finger wickeln kann erfährt man spätestens auf der Premiere. Wenn Big Ben ertönt. Im magischen Moment, da sich der Vorhang hebt.

Eine Reportage von Martina Rudziok